1. Rang Wettbewerb Spinnerei Rapperswil Jona

Historischer Kontext und Standort

Das Areal der ehemaligen Spinnerei befindet sich im nordöstlichen Bereich von Rapperswil-Jona. Verschiedene Körnungen, Nutzungen und Strukturen definieren den heterogen gewachsenen Ort. Grossmassstäbliche Gewerbestrukturen bilden eine historisch gewachsene Insel inmitten später entstandener Wohnquartiere und Schrebergärten.

Projektziele und Leitprinzipien

Das Projekt orientiert sich an der vorgefundenen Grossmassstäblichkeit und ergänzt das historische Ensemble mit dem Spinnereigebäude als zentrale und identitätsstiftende Struktur. Durch die Übernahme der bestehenden Orthogonalität des strassenbegleitenden Gewerbegebäudes, der zugehörigen Fabrikantenvilla und des im rechten Winkel dazu stehenden Spinnereigebäudes werden die neuen Bauten dem Bestand zugeordnet und stärken damit die Gesamtwirkung des Ensembles.

Gestaltung des öffentlichen Raums

Strassenabgewandt entstehen Plätze und Gassen, welche vom Verkehr befreit sind und somit als ruhige Rückzugsorte grosszügige Spiel- und Erholungsflächen bieten. Diese werden durch die neuen Nutzungen aktiviert, bespielt und belebt. Identitätsstiftende Elemente wie der Kamin und der imposante Hauptbau im Zentrum bleiben bestehen und bilden einen Bezug zur industriellen Vergangenheit des Ortes.

Nachhaltige Entwicklung und Rahmenbedingungen

Die nachhaltige Entwicklung des Spinnerei-Areals erfordert neben dem Miteinbezug des historischen Kontextes die Beachtung weiterer zentraler Rahmenbedingungen. Dazu gehören die städtebauliche Körnung und deren Übergänge, die Entwicklung des Langsamverkehrsnetzes und dessen Einbezug sowie die Etappierbarkeit der neuen Volumen.

Erste Etappe: Wohnbau und Raumgestaltung

Initialeingriff und somit die erste Etappe der Bebauung bildet ein klares, rechteckiges Volumen im südwestlichen Bereich des Perimeters. Als reiner Wohnbau konzipiert, beinhaltet das Volumen 26 Wohneinheiten. Ein sich zum Spinnereigebäude orientierender Laubengang dient der Erschliessung der Geschosswohnungen der unteren drei Geschosse und belebt so den neu geschaffenen Spinnereiplatz.

Gestaltung des Spinnerei-Platzes

Der Spinnerei-Platz widmet sich dem Thema der Transformation. Harte und weiche Oberflächen stehen in engem Bezug zueinander. Grünflächen drängen sich wie sich öffnende Risse in den Platzbereich. Zahlreiche Nutzungen wie Urban Gardening, Yoga-Deck und ein Quartiertisch sind im Aussenraum informell angeordnet, wobei auf eine hohe Artenvielfalt bei der Bepflanzung geachtet wird.

Innovatives Wohnkonzept und Bauweise

Eine Schottenstruktur (Massivholz-Hybridbau) bildet das primäre Grundgerüst des Volumens. Durchgehende Geschosswohnungen orientieren sich in den unteren drei Geschossen zum Spinnerei-Platz und nach Westen zu den privaten Aussenbereichen. Maisonettewohnungen mit privaten Dachterrassen und einem grünen Dachgarten bieten zusätzliche räumliche Qualitäten und Biodiversität.

Zweite Etappe: Sheddächer und Nutzungsvielfalt

Nordöstlich bilden fünf Reihenhäuser den Auftakt zur zweiten Etappe. Als Massivholzbauten konzipiert, übernehmen sie das Prinzip der Schottenstruktur der ersten Etappe. Über prägnante, sich der industriellen Geschichte des Areals verpflichtende Sheddächer wird eine attraktive Möglichkeit der inneren Belichtung geschaffen. Mit einem speziellen doppelgeschossigen Raum zur Gasse hin bieten sie flexible Nutzungsmöglichkeiten von Ateliers bis zu konventionellen Wohnformen. Neben den fünf Reihenhäusern werden zudem drei Ateliers sowie eine Kinderkrippe vorgeschlagen und bilden somit zusammen die Bauvolumen der zweiten Etappe.

Dritte Etappe: Umnutzung und Erweiterung

In einer dritten Etappe wird der Kopfbau des Spinnereihauptgebäudes ersetzt, der ein in die Jahre gekommenes Treppenhaus beinhaltet. Die Nutzungen im Spinnereigebäude sollen weiterhin mehrheitlich für eine belebende Vielseitigkeit und Durchmischung sorgen, indem bis auf zwei Geschosse weiterhin Ateliers, Kleingewerbe und ähnliches angesiedelt werden kann. Ausnahme bilden das zweite sowie dritte Obergeschoss, wo über eine Rue intérieure (2. OG) Geschosswohnungen und Maisonettewohnungen (2./3. OG) erschlossen werden.

Rang: 1. Rang
Architektur: BSS Architekten
Landschaftsarchitektur: Zwischenraum
Visualisierungen: BSS Architekten

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